Trier – deine Künstler: Stephen Levine
„Wenn ich malen könnte, würde ich malen wie Martina Diederich“, sagt Stephen Levine. Darum passt es besonders gut, dass der Fotograf gerade eine Ausstellung mit der Künstlerin in der Deutschen Richterakademie hat. In „SITuationen“ zeigen sie Alltagssituationen von Menschen – meistens im Sitzen. Parallel dazu ist in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich seit 1. März Levines Ausstellung „Ein Tag in Brooklyn“ zu sehen. Am 21. September 2008 durfte der ehemalige Profimusiker und Ausdauersportler einen Tag lang in der Synagoge und dem Lehrhaus der Lubawitscher am Eastern Parkway in Crown Heights fotografieren. Vor anderthalb Jahren erschien im Verlag Michael Weyand auch ein Bildband dazu.
Wie kamen Sie zur Kunst?
Ich war 1962 auf einer neunmonatigen Tournee mit dem Musical „Carnival“. Die erste Stadt war Hartford, Connecticut. Ich dachte mir: „Ich sitze den ganzen Tag im Bus, ich muss etwas machen“. Ich bin in ein Pfandhaus gegangen und habe mir für 65 Dollar ein Leica 3C mit 50mm-Objektiv gekauft – und ein Buch, in dem erklärt wird, wie man fotografiert. Ich habe angefangen zu fotografieren und das Buch zu lesen. Im Hotelzimmer habe ich Filme entwickelt. Zuhause ging es weiter und das Equipment wuchs.
Gibt es Künstler, die Sie inspirieren/inspiriert haben?
Damals kannte ich keine Fotografen. Als ich Kind war, gingen wir in Museen, aber ich habe mir keine Namen gemerkt. Heute besitze ich Bildbände von allen großen Fotografen. Von Cartier-Bresson habe ich fast alles. Zu meinen Favoriten gehört auch Robert Frank. Das sind alles Leute, die auf der Straße arbeiten.
Mit welcher/n Technik/en arbeiten Sie?
Ich fotografiere hauptsächlich mit Film und schwarz-weiß und entwickle die Fotos auch selbst. Die Bilder sind viel plastischer als die meisten Digitalsachen. Und um in Farbe zu fotografieren, muss es einen Grund geben, z.B. wenn ich jemandem ein rotes Kleid zeigen möchte. Meine Kameras sind eine Canon EOS Elan 7N und eine Yashica T4.
Was ist ihr künstlerischer Antrieb?
Es macht mir Spaß.
In der Deutschen Richterakademie stelle ich zusammen mit Martina Diederich noch bis zum 27. März aus. In der Ausstellung „SITuationen“ sind Fotos von mir aus den letzten 50 Jahren zu sehen. Die Städtische Galerie im Alten Rathaus in Wittlich zeigt noch bis August Bilder aus „Ein Tag in Brooklyn“.
Autodidakt oder Ausbildung/Studium?
Ich habe mir alles selbst angeeignet – auch in der Dunkelkammer. Von Anfang bis Ende möchte ich alles selbst machen.
Wo würden Sie gerne mal ausstellen?
Das Größte wäre das MoMA PS1 in New York.
1938 in Brooklyn/New York geboren, verschrieb sich Stephen Levine nach dem Schulabschluss einer Berufskarriere als Musiker. Nach einem Studium an der Juilliard School of Music spielte er bis zur Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 1968 in verschiedenen Orchestern der USA Trompete. In Deutschland war er bis zu seiner Pensionierung als Solo-Trompeter im Trierer Orchester erfolgreich. Seit über 50 Jahren ist die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie Levines zweites künstlerisches Standbein. Der 76-Jährige widmet sich hauptsächlich Motiven im öffentlichen Raum.