16 VORfreude – die Geschenktipps der Redaktion
„Tradition heißt nicht, Asche verwahren, sondern eine Flamme am Brennen halten“ (Jean Jaurès). Und weil „16 VORfreude“ zu den beliebtesten Beiträgen auf unserer Seite gehört, hat die Redaktion wieder tolle Tipps für Weihnachtsgeschenke zusammmengestellt. So empfiehlt beispielsweise unser Heilig-Rock-Experte Frank P. Meyer die tägliche Auseinandersetzung mit Heiligen, Gianna Niewel widmet sich dem Thema „Starke Frauen“, wovon natürlich auch Männer profitieren können, und Marcus Stölb rät zum Vorsingen bei einer Expertin.
Christian Jöricke: Eine spannende Auszeit
Warum fliegt man im Urlaub „in kochendheiße Länder mit riesigen Insekten und bekloppten Religionen, wo regelmäßig überfüllte Fähren kentern“ (Max Goldt)? Gerade wenn es vor der eigenen Haustür so viel zu entdecken gibt. Vor allem in der Eifel. Speziell in Hillesheim.
Dort steht eines der nicht nur äußerlich schönsten Themenhotels Deutschlands: das „Krimihotel“. Je nach Geldbeutel bucht man bloß ein Zimmer (z. B. James Bond, Derrick oder Alfred Hitchcock) oder ein ganzes Arrangement (wie das „Eifelkrimi-Wochenende mit u. a. einer kriminalistischen Führung und einem Five o’clock Tea). Besonders hübsch ist die Suite „Arsen und Spitzenhäubchen“, die unterm Dach liegt und extrem gemütlich ist.
Ein paar Meter vom Hotel entfernt liegt das Café Sherlock (Hillesheim ist nun Mal „Krimihauptstadt“). Hier kann man ganze Nachmittage verbringen und entspannen. Nicht nur die selbstgemachten Kuchen sind herausragend.
Wer das Krimi-Programm komplett durchziehen will, kann den „Eifelkrimi-Wanderweg“ testen. Zwei Rundwege von 18 und 20 Kilometern Länge führen zu elf Schauplätzen der Eifelkrimis von Jacques Berndorf, Ralf Kramp und anderen. Alternativ empfehle ich die Eifelsteig-Etappe nach Gerolstein, die teilweise zwar an öden Feldern vorbeiführt, aber auch tolle Aussichten bietet.
Bettina Leuchtenberg: Erweiterung des Horizonts
Mexiko, Washington oder Nairobi. Auf der ganzen Welt gibt es Katzen. Aber wie beliebt sind die flauschigen Haustiere wo? In Rom zum Beispiel sind sie ein großes Thema und werden von allen geliebt und gefüttert. Touristen können Katzenführungen buchen, sie sind als Kulturgut anerkannt und die Stadt zahlt sogar die Kastration der Tiere. In Mexiko aber spielen sie so gar keine Rolle, weil dort Hunde viel beliebter sind. Und für Kenianer ist es außerordentlich befremdlich, eine Katze als Haustier zu halten und umso mehr, diese auf dem Schoß sitzen zu haben und zu kraulen. Hier leben sie eher draußen und haben die Aufgabe, Mäuse zu fangen. Im Süden Chinas ist es durchaus noch üblich, Katzen zusammen mit Schlangen als Fondue zu sich zu nehmen.
Und so gibt es viele Geschichten rund um ganz alltägliche Dinge, die an jedem Flecken der Welt ganz unterschiedlich gewertet und gehandhabt werden. Der Umgang mit Geld, die Äußerung von Kritik, das Waschen seines Autos oder auch die Begrüßung, das Küssen, das Einkaufen oder Reisen – je nachdem, wo man sich hinbegibt oder lebt, gilt es, diese Dinge neu zu entdecken. Wenn man morgens im Deutschlandradio die Sendung mit den Storys der Auslandskorrespondenten verpasst hat, kann man diese in dem schönen Buch „Andere Länder, andere Sitten“ nachlesen, das im Oktober 2015 erschienen ist. Ich verschenke den Band an eine junge Weltenbummlerin.
Frank P. Meyer: Heiligen-Infos für jeden Tag
In einem ordentlichen Trierer Haushalt sollte es nicht an einem dicken Heiligenbuch mangeln. Also ich schenke dem Backes Herrmann zu Weihnachten „Die Rebellen Gottes“ von Albrecht Christian Sellner.
Die nächste Heilig-Rock-Wallfahrt kommt bestimmt – irgendwann. Kann natürlich noch ein paar Jahrzehnte dauern. Aber als Trierer muss man gewappnet sein, und die „Rebellen Gottes“ bieten spannende Heiligen-Infos für jeden Kalendertag. Langweilig, glauben Sie? Ich würde dem Herrmann doch nichts Langweiliges schenken!
In den „heiligen Rebellen“ wird mit dem Vorurteil aufgeräumt, ein „Sankt“ vor dem Namen bedeute automatisch ein entbehrungsreiches, ereignisarmes Leben, ein verklemmtes Sich-Zurückziehen vor der Welt. In Sellners Buch finden wir an- und aufrührende Geschichten von Visionären, Fanatikern, auch von Liebenden, vor allem aber von Rebellen gegen falsche Frömmigkeit. Ich bin sicher, dass das nicht nur dem Backes Herrmann gefällt!
Gianna Niewel: Frauen-Power
Laurie Penny? Mag sein, dass sie sich vorwerfen lassen muss, ihr Feminismus komme achselbehaart daher – auch und gerade von alten Männern. Tut er aber nicht. Die junge Engländerin hat eine Abhandlung geschrieben über die Privilegien der Weißen, den Kapitalismus und alles, was noch immer falsch läuft in Sachen Emanzipation. Ein Buch, das so wichtig und so wahr ist, dass man es verschenken sollte. Zumal, weil Penny in „Unsagbare Dinge“ mit der intellektuellen Schärfe einer jungen Simone de Beauvoir formuliert und Veränderung fordert so wütend unterhaltsam, wie wir es sonst nur von Sibylle Berg kennen. Karl Marx kommt übrigens auch vor.
Dieses Buch, das ist der eher theorielastige Teil des Geschenks. Praktisch lässt er sich auf zwei Arten aufmotzen. Da wäre zum einen ein Gutschein für die Ausstellung „Die bessere Hälfte“, die im Februar im Stadtmuseum eröffnet. Es geht um Frauendarstellungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Und da ist zum anderen das neue Pole Dance Studio in Trier, das Schnupperstunden anbietet. Es geht nicht nur um Sport. Was das jetzt mit Feminismus zu tun hat? Schreibt Laurie Penny auf.
Marcus Stölb: Singen lernen
Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr geht mir der vorweihnachtliche Shopping-Trubel mehr auf den Keks. Ich konnte dem Konsumrausch noch nie etwas abgewinnen, materiellen Besitz empfinde ich in meinem vorgerückten Alter zunehmend als Ballast – von ganz wenigen Dingen einmal abgesehen!
Mein Geschenktipp ist im Geschäft nicht zu bekommen, und auch der größte Online-Laden zaubert ihn nicht aus dem Hochregallager: Für eine Gesangsstunde im Trierer „Klangreich“ muss man sich vor die Haustür bequemen. Da Bewegung aber ebenso gesund sein soll wie Singen, ist man bei Dorothea Conrad garantiert richtig. In ihrem Klangreich singt man aus Spaß an der Freude, betreibt Stimmbildung und verschafft sich mit seinen selbst ausgewählten Songs Gehör – zumindest das der Gesangslehrerin und, je nach Stimmgewalt, das einiger Nachbarn.
Singen entspannt ungemein, dank der ebenso sympathischen wie kompetenten Lehrerin schon in der ersten Stunde. Wer anderen etwas Gutes tun will, sollte also eine Stunde Gesangsunterricht schenken.