Der Soundtrack für einen Nuller-Jahre-Retro-Science-Fiction-Film

Vor wenigen Monaten ist das erste Album des Trierer Electroclash-Trios KomputerKomputer erschienen. Jimi Berlin, Flextronic und Daniel Selbersuess könnten mit ihrer Musik Großes erreichen. Live sind sie wieder am 11. März in der Luke zu hören.

Wenn die NDW-Band Trio 30 Jahre später Musik gemacht hätte, würde sie vielleicht wie KomputerKomputer klingen. Gemein haben die beiden Gruppen die Verwendung und Verschmelzung unterschiedlicher Musikstile, ihre minimalistischen Arrangements, und dass sie sich nicht immer ganz so ernst nehmen. Hinzu kommt, dass die Experimentierfreude und die Stimme Stephan Remmlers, dem Sänger von Trio, der des KomputerKomputer-Sängers Jimi Berlin nicht unähnlich sind.

KomputerKomputer auf der Bühne - wieder am 11. März in Luke. Foto: Jens Lumm
KomputerKomputer auf der Bühne – wieder am 11. März in der Luke. Foto: Jens Lumm

Das Trierer Trio hat vor wenigen Monaten mit „Selbstentferner“ sein erstes Album veröffentlicht bzw. eine frühere Aufnahme unter professionelleren Bedingungen (bei Nicholas de Carlo) produziert und neu herausgegeben. Das ist insofern bemerkenswert, als es die Band schon seit 2007 gibt. Ein Grund für die späte Verbreitung des konservierten Liedguts dürften Berlins Nebenprojekte (derzeit vor allem „Herr Berlin“) sein.

Punkiger als ihre mutmaßlichen, britischen Namensvorbilder Komputer, aber ebenfalls mit Reminiszenzen an Kraftwerk, spielen die Trierer eingängigen Electroclash. Berlin singt seine Texte auf Englisch, Deutsch und Französisch – nicht nur deswegen hört sich ihre Musik nicht nach kaltem deutschem Electropop an. „Selbstentferner“ ist äußerst abwechslungsreich und überraschend. Spätestens, wenn Jimi Berlin zu singen beginnt. So trifft beispielsweise in „Addicted“ ein balladenhafter Gesang auf schwere, düstere Industrial-Beats.

Die Kombination verschiedener Stilrichtigungen ist vorzüglich gelungen. Die Stücke gehen sofort ins Ohr, ohne sich schnell abzunutzen. Verbindendes Element ist nicht nur die stets verzerrte Stimme Berlins, sondern auch die Instrumentierung. Für den 70er-Jahre-Elektro-Sound sorgt Daniel Selbersuess‘ Minimoog, der unter anderem auch auf den ersten fünf Kraftwerk-Alben zum Einsatz kam. Mit Dance Grooves aus einer Roland MC-909 schlägt Flextronic die Brücke ins 21. Jahrhundert. So klingt das Album wie ein Soundtrack für einen in den nuller Jahren entstandenen Retro-Science-Fiction-Film. „Selbstentferner“ und „Hit Me“ lassen Verfolgungsjagden durchs Weltall vor dem inneren Auge erscheinen. Das trifft auch auf „Message from the Moon“ zu, bei dem Berlins Gesang sich passenderweise auch noch sehr weit entfernt anhört.

KomputerKomputer hat das Zeug, eine große Nummer im Electro-Bereich zu werden. Wie die Band live klingt, kann man am 11. März in Lucky’s Luke erleben.

Hier geht es zur Website von KomputerKomputer.

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