Im Sinne Platons und Descartes‘
„Dem Wahren, Schönen, Guten!“ heißt die Ausstellung von Helmut Schwickerath, die bis zum 31. Mai in der Galerie Netzwerk (Neustraße 10) zu sehen ist. Der Titel dürfte sich nicht nur auf das Ideal beziehen, nach Erkenntnis, dem Sinn für Schönheit und moralischem Handeln zu streben, sondern auch auf den Künstler selbst.
„De omnibus dubitandum“ („An allem ist zu zweifeln“, René Descartes) schrieb Karl Marx als sein Motto in das „Confession Book“ seiner ältesten Tochter Jenny Caroline. Es könnte auch die Maxime von Helmut Schwickerath sein. Blickt man auf sein Schaffen der vergangenen sechs Jahrzehnte – wozu man jetzt in der Ausstellung anlässlich seines 80. Geburtstags Gelegenheit hat –, erkennt man, dass es ihm dabei meist um Kritik an Zuständen oder Ereignissen geht.
Viele seiner Arbeiten und Aktionen entstanden zu einem bestimmten Anlass. Darum passt es auch, dass in der Werkschau wieder „Die heilige Unterhose von Karl Marx“ ausgestellt ist, mit der Schwickerath sich nicht nur ironisch mit dem katholischen Reliqienkult auseinandersetzt. An allem ist zu zweifeln – und somit auch an Marx selbst. Unter „Ekklesiastik & Dogmatik“ fasst er die religions- und obrigkeitskritischen Objekte und Zeichnungen zusammen, die im ersten Raum der Galerie zu sehen sind.
Der hintere Bereich bietet unter dem Titel „Publizistik & Polemik“ mehr als nur einen Eindruck davon, wofür Schwickerath neben seiner Auseinandersetzung mit lokalen Großereignissen wie der Konstantin-Ausstellung oder der Heilig-Rock-Tage vor allem bekannt war: kritischen Journalismus. In gebundener Form liegen dort sämtliche Ausgaben des ehemaligen Stadtmagazins „kleine andere trierer zeitung“ aus, das er von 1982 bis 2007 prägte. Nicht selten las man über kommunalpolitische Skandale lange Zeit nur oder zuerst in der „katz“. Auf der Suche nach dem Wahren war es also unerlässlich, auch dieses Medium zu lesen.
Während die beiden genannten Themenbereiche einen umfassenden Überblick über Schwickeraths Engagement im Sinne des Erkenntnisgewinns und der moralischen Orientierung liefern, widmet sich die Abteilung „Sur-Realistik“ dem Schönen. Hier findet man die vielleicht interessantesten, weil unbekanntesten Arbeiten. Dazu gehören filigrane Zeichnungen und Collagen, in denen er seinem Vorbild Max Ernst nacheiferte.
Schwickerath hinterließ und hinterlässt aber nicht nur als Künstler und Journalist weit über Trier und die Region hinaus Spuren. Weil er auch 32 Jahre als Kunsterzieher am Auguste-Viktoria-Gymnasium tätig war, ist in dem Gang, der den vorderen Raum mit den hinteren Zimmern verbindet, eine Auswahl an Schülerarbeiten ausgestellt.
Seit seiner Pensionierung hat sich an seinem aufklärerischen Einsatz nichts geändert. Es dürfte also auch noch weiterhin etwas zu sehen geben – von dem Wahren, Schönen, Guten.