16 VORfreude – die Geschenktipps der Redaktion

Noch bemerkenswerter als die Weihnachtsdekoration vorm „Kaufland“: die Geschenktipps der Redaktion. Hier erfahren Sie, mit welchen Präsenten man besser liest, hört, duftet, fernsieht und trinkt.

meyerFrank P. Meyer: Kultur für Herrmann

Der normale Trierer wünscht sich zu Weihnachten den Weltfrieden, Gesundheit oder ewige Jugend. Für den Backes Herrmann geht es zum Glück eine halbe Nummer kleiner. Deshalb schenke ich ihm den Spezialstadtführer „Trier zu Fuß entdecken: Die schönsten Sehenswürdigkeiten“.

Der Herrmann glaubt natürlich, in seiner Heimatstadt schon alles zu kennen. Aber dieses kostengünstige Taschenbuch des Olewigers Christian Jöricke schickt den Leser auf acht abwechslungsreiche Themen-Touren, die selbst dem Herrmann neue Blicke auf Trier ermöglichen. Und bei jeder der Touren werden (was bei dem Autor nicht verwundert) reichliche Einkehrmöglichkeiten im Streckenbereich empfohlen.

Einziger Nachteil: „Trier zu Fuß entdecken“ erscheint erst nach Weihnachten. Damit der Herrmann dennoch etwas kulturell Wertvolles unter dem Weihnachtsbaum hat, schenke ich ihm das Hörbuch „Elvis und der fliegende Holländer“, ein Opernführer für Kinder (von Katharina Neuschaefer, wundervoll illustriert von Teresa Habild).

Tom_Lenz_kTom Lenz: Historisch wertvoller Schmuddelkram

Während im deutschsprachigen Raum Comics lange wahlweise als Kinder- und/oder Schmuddelkram abgetan wurden, galten sie in Frankreich und vor allem in Belgien schon immer als nationales Kulturgut ersten Ranges. Die frankophonen „Bande dessinée“ wurden und werden dort in erstaunlichen Mengen verkauft, und auch in Luxemburg sind die Regale großer Supermärkte mit französischer Bildchenware erfreulich gut bestückt. Comics auf Luxemburgisch sind dagegen eher rar gesät. Der „Superjhemp“ geht nach dem Tod seines Erfinders und Zeichners Roger Leiner leider nicht mehr auf Verbrecherjagd, und sein Texter Lucien Czuga produziert inzwischen die eher mauen Bändchen rund um den Geheimagenten „Jamie Blond“.

Umso schöner, dass Marc Angel nun einen anspruchsvollen Band mit dem Titel „Schichtwiessel“ vorgelegt hat, der in ausdrucksstarken Bildern „eng Deiferdanger Aarbechtergeschicht“ erzählt. Im Jahr 1912 kam es im Differdinger Stahlwerk zum Streik italienischer Arbeiter, und der sozialistische Bürgermeister Emile Mark ließ auf die Aufständischen schießen. Angel verknüpft diese realen historischen Ereignisse mit der Sage von der „wëllen Fra“ – der wilden Frau, die angeblich rund um Differdingen ihr Unwesen getrieben haben soll.

Ein „Kindercomic“ ist das also nicht, aber einer, der in die Hand von jedem gehört, der sich für luxemburgische Geschichte oder einfach für einen gut gemachten „Bande dessinée“ begeistern kann. Unbedingt empfehlenswert!

Michael_Juchmes_kMichael Juchmes: Eine dufte Weihnachtszeit

In den vergangenen Wochen musste ich mir schon mehrmals Gedanken über Weihnachtsgeschenke machen – sowohl beruflich als auch privat. Was dabei unter anderem meinen Hirnwindungen entsprungen ist: eine Schneekugel mit blauem Eiffelturm (für die beste Freundin) und ein Springseil von Louis Vuitton (natürlich für einen Zeitungsartikel, denn dieses unnütze Spielzeug würde mein Geschenkebudget in jedem Falle sprengen).

Sachen, die meinem ästhetischen Empfinden widersprechen, auch wenn sie dem Beschenkten Freude bereiten würden, landen bei mir nur im Ausnahmefall im digitalen Warenkorb oder in der Einkaufstasche. Am liebsten erfreue ich meine Mitmenschen nämlich mit Dingen, die ich mir auch selbst unter den Tannenbaum legen würde, etwa Cremes und Düfte, Eintrittskarten für Konzerte oder unnützen Krimskrams, der meist als Staubfänger sein Dasein fristen muss.

Ich empfehle in diesem Jahr daher ein Präsent, das nicht nur einen hohen Nutzwert hat, sondern auch megamäßige Weihnachtsstimmung verbreitet: das Duschgel „Fabled Juniper Berries & Lapp Pine“ des britischen Herstellers Molton Brown. Dieses duftet – wie es der Name schon verrät – nach Wacholder und Kiefer. Perfekt für die Nachweihnachtszeit, in der man zumindest beim morgendlichen Reinigungsritual nochmals an den Zauber der Festtage erinnert wird. Das Duschgel steckte übrigens am Nikolausmorgen bereits in meinem Schuh – ein Geschenk von mir an mich selbst. Schließlich sollte man auch in der stressigen Vorweihnachtszeit nicht nur an die anderen, sondern auch mal an sich denken.

portrait_kChristian Jöricke: Spitzenserie made in Germany

In diesem Jahr haben zwei internationale Streaming-Dienste für ein Heidengeld ihre erste deutsche Serie produziert. Es half nichts: die beste TV-Reihe aus Deutschland 2017 ist eine ARD-Produktion. Gute Darsteller haben auch „You are wanted“ und „Dark“. „Das Verschwinden“ hat zudem noch ein fantastisches Drehbuch. Kein Wunder, schließlich ließ man Regie-Genie Hans-Christian Schmid („Nach fünf im Urwald“, „23 – Nichts ist so wie es scheint“, „Requiem“) die Serie schreiben und drehen. Neben einer spannenden Kriminal-Geschichte um ein verschwundenes Mädchen zeigt Schmid auch noch ein vielschichtiges Bild von der Provinz und von kaputten Familien.

Die Mini-Serie lief im Oktober im Ersten und ist jetzt als DVD erhältlich.

Teresa_kTeresa Habild: Tagebuch in Bildern

„Das Tagebuch der Anne Frank“ als Comic – virtuos umgesetzt von Ari Folman und David Polonsky (beide bekannt durch den Animationsfilm „Waltz with Bashir“, der als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert war). Sie zeichnen das Hinterhaus und seine Bewohner mit Präzision, Humor und Liebe zum historisch stimmigen Detail. Genau so muss es damals im Verborgenen der Prinzengracht 263 ausgesehen haben.

Und mehr noch: Folmans und Polonskys Bildsprache lässt die außergewöhnlicher Persönlichkeit Anne Franks zur vollen Entfaltung kommen. Eine Vergegenwärtigung, die eindrücklicher nicht sein könnte. Große Comic-Kunst.

Uf_kJimi Berlin: Flüssig Brot und Spiele

Weihnachten finde ich doof, aber Schenken und Beschenktwerden ist natürlich super. Also gibt es auch dieses Jahr wieder unglaublich tolle Geschenketipps von mir für alle, die noch nicht genau wissen, was sie ihren Lieben unter die Tanne legen wollen.

Bier schmeckt lecker und macht in ausreichender Menge getrunken schön blau. Das Erfrischungsgetränk, mit dessen Hilfe die alten Ägypter ihre Pyramiden in die Wüste zimmerten, kann mittlerweile zuhause nicht nur getrunken, sondern auch gebraut werden. Kleine schnuckelige Brau-Sets für die gute Stube gibt es bei zahlreichen Anbietern, von denen die Besserbrauer.de bei mir in puncto Auswahl und Design am besten abschneiden. Ob Weizen, Black Ipa, India Pale Ale oder einfach ein schönes Pilsken – mit passenden Sets, Topf, Herd und ausführlichen Anleitungen wird aus jeder Küche im Handumdrehen eine 1 A Minibrauerei. Wie immer beim Drogenkochen dran denken: Kann je nach Dosis Aua oder süchtig machen.

Die passende Sportart für passionierte Bierbrauer und -trinker ist natürlich Darts. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit bis zum ersten Neujahrstag treffen sich die besten Spieler des Präzisionssports bei der PDC-Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace, um in nervenaufreibenden Matches im 501-Modus unter dem Lärm des in der Regel sturzbesoffenen Publikums den Weltmeister zu küren. Wer sich einen Einblick in das Spiel verschaffen will, ohne mit umständlichen Regelwerken und trockenen Spieltheorien genervt zu werden, sollte sich „111 Gründe, Darts zu lieben“ von Gordon Shumway schenken lassen.

Shumway ist wahrscheinlich Deutschlands bekanntester Caller und Master of Ceremony, also einer von den Jungs, die lautstark die Punktestände durchgeben und das Spiel leiten. Auf 360 Seiten in der aktualisierten Neuauflage erklärt der Autor mit locker-flockiger Schreibe Regeln und Taktiken des Spiels und weiß so manche Geschichte rund um Darts und seine Protagonisten zu erzählen.

Zuletzt ein Tipp für alle, die Weihnachten und den ganzen Familien- und Konsumterror drumherum innig hassen, aber über die Feiertage nicht biertrinkend und dartspielend versumpfen wollen. Vor eventueller Langeweile allein zu Hause muss niemandem bange sein. Mit Retro-Minispielkonsolen wie z. B. dem Retro Games Controller (in diversen Online-Shops) verwandelt sich für kleines Geld der Fernseher in eine 80er Jahre 8 Bit-Daddelkiste, die mit nostalgischer Pixeloptik Atari- und Commodore-Games wieder auferstehen lässt.

Hier geht es zu den Geschenktipps 2016.

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