16 VORfreude – die Geschenktipps der Redaktion
Im Sommer 2015 erschien die letzte Ausgabe von 16 VOR – Das Trierer Stadtmagazin. Seitdem wurden nur noch sporadisch an dieser Stelle Artikel online veröffentlicht. Der Grund dafür: Nahezu alle Mitarbeiter und auch die beiden Gründer Marcus Stölb und Christian Jöricke sind inzwischen fest bei anderen Medien oder im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit angestellt. Das ist gut für die Betreffenden, aber schlecht für 16 VOR. Denn jetzt haben sie keine Zeit mehr, etwas für dieses Portal zu schreiben. Für die Reihe „Geschenktipps der Redaktion“ hat es nach mehreren schriftlichen und fernmündlichen Bitten dann doch noch geklappt.
Jimi Berlin: Strand-Utensilien
Eigentlich wollte ich es dieses Jahr in puncto Weihnachtsgeschenke mit Romano halten: Alle meine Freunde kriegen einen Klaps auf den Po, und gut ist. Aber dann kam mir doch noch eine zündende Idee. Ich verschenke heuer zu Weihnachten Taucherbrillen, Schnorchel und Flossen. Dann können alle ans Meer fahren und Fische im Wasser gucken gehen, solange es noch welche gibt.
Mir selbst schenke ich eine Unterwasserkamera dazu. Wer auch eine will, soll sie sich gefälligst selbst kaufen, ich bin ja kein Scheich.
Obendrauf gibt’s als Strandlektüre die neue Kurzgeschichtensammlung von Alex Gräbeldinger, „Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden“ (am besten bei Tante Guerilla in der Fleischstraße kaufen).
Fürs leibliche Wohl lege ich noch eine Flasche „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ auf den Gabentisch. Das Gerstengebräu schmeckt wie Wurst und ersetzt sowohl geschmacklich wie auch kalorienmäßig acht Knackwürste vom Strandbüdchen. Jetzt muss nur noch der Sommer kommen.
Christian Jöricke: Pressefreiheit unterstützen
Zum ersten Mal in meinem Leben gab es in diesem Jahr Tage, an denen ich keine Nachrichten ertragen konnte. Der Krieg in Syrien, Trump, die Fremdenfeinlichkeit in Deutschland, Erdogan, das zigste Massaker in den USA, Putin, die zahllosen Anschläge von IS-Terroristen, Orban und all das andere rechte Populistengesocks – man kann gar nicht so viel trinken, wie man kotzen möchte. Weil das alles sehr viel für einen fühlenden Menschen ist, blieb also an manchen Tagen der Fernseher aus und die Zeitung ungelesen.
Aber immerhin gibt es in Deutschland noch genug Medien, durch die man sich ein objektives Bild davon machen kann, was so alles überall passiert. Wie schnell sich das ändern kann, sieht man gerade in der Türkei. Gegen solche Entwicklungen kämpfen „Reporter ohne Grenzen“. Mit einer Spende an den Verein für jemanden geht es einem auch selbst ein bisschen besser.
P.S.: Wenn es doch wieder eine DVD werden soll: Meine aktuelle Lieblingsserie ist „Happy Valley“. Gerade ist die zweite Staffel erschienen. In den bisherigen 12 Folgen geht es um eine Polizistin in einer kleinen Stadt in West Yorkshire, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, als der Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, der ihre Tochter vergewaltigt und dabei geschwängert hat. Kurz nach Geburt beging die junge Mutter Suizid, und das Kind wächst jetzt bei der Großmutter auf. Die Serie hat interessante Figuren, fantastische Darsteller und eine spannende, vielschichtige Handlung – ist also rundum gelungen.
Tom Lenz: City (nicht die Ostzonenband!)
Nachdem das beste gedruckte Stadtmagazin, das es je in Trier gab, vom heuschreckenartigen Medienmogul Ch. Jöricke in den ewigen Winterschlaf versetzt wurde, muss der papieraffine, kulturinteressierte Gernegroßstädter nach Lektüre-Alternativen Ausschau halten.
Lieblos zusammengeklöppelter Werbeschrott wie die „Trierer Woch“ und die übrigen hiesigen Gratis-Publikationen eignen sich zwar hervorragend zum Auspolstern der Papiermülltonne, können aber die Leselücke, die 16 VOR hinterlassen hat, nicht mal ansatzweise schließen. Bliebe also noch ein Volksfreund-Abo, aber DPA-Meldungen kann man sich natürlich auch selbst ausdrucken. Was also tun?
Ein wenig Trost findet sich – wie so oft – beim Blick über die Grenze. Die Stadt Luxemburg vertreibt ein professionell gemachtes, gut geschriebenes (auf französisch und englisch) Stadtmagazin unter dem semi-originellen Namen City, das Monat für Monat die aktuellen kulturellen Highlights des Großherzogtums beleuchtet. Das Beste: Unter https://www.city.vdl.lu/en/free-online-subscription/ kann man sich die City auch nach Trier senden lassen – für nur zehn Euro im Jahr! Ein optimales Geschenk für Moselmetropolianer, die vom Kulturteil ihrer Lokalzeitung mehr erwarten als Rock-am-Ring-Nachbesprechungen.
Bettina Leuchtenberg: Kindern helfen
Mehr denn je lehne ich die Kaufwut und den Konsumterror insbesondere vor dem Weihnachtsfest ab. Von mir gibt es keine Trendgeschenke wie VR 3D-Brille, keine Drohne, kein Weihnachtspulli und schon gar kein Ho! Ho! Hobby!-Zubehör. Ich mute niemandem zu, smarter zu wohnen, und „New Bohème – ein Hauch von Luxus“ braucht kein Mensch.
Ich genieße die Zeit mit meinen Liebsten über die freien Tage, spaziere mit vielen Ideen in das neue Jahr und bin fast demütig ob der Tatsache, dass wir hier in Frieden leben. Mein Geschenk geht an Kinder, die alle Hände voll Unterstützung brauchen, weil sie mitten im Krieg sind und doch genauso das Recht auf Bildung, Gesundheit und Entwicklung haben.
Meine Empfehlung ist es, Kinder zu unterstützen, die gerade alles verlieren, und an Unicef zu spenden.
Frank P. Meyer: „Lorem Ipsum“-Ausstellung
Der Backes Herrmann hat ja schon alles, also schenke ich ihm einen Kultur-Event: Immer behauptet Herrmann, in Trier sei er schon überall gewesen, da könne ihm keiner mehr was Neues zeigen. Deshalb überrasche ich ihn mit einem Besuch im „Generator“, dem ehemaligen Kohlekeller und Heizkraftzentrale des französischen Militärhospitals auf dem Petrisberg, heute Ausstellungsraum unter der Uni-Mensa.
Kohlekeller klingt nach Niedrigdecke und muffiger Dunkelheit. Aber der Franzose hat tüchtig eingeheizt, damals, als die Kohle noch billig war, und so ist heute viel Platz für Lichtinstallationen. Die aktuelle heißt: „Lorem Ipsum“. Das bedeutet: nix. Ist nur ein Blindtext, ein Platzhalter, der beim Test-Layout von Drucksätzen verwendet wird. Klingt langweilig, ist als Lichtinstalation im Generator aber ’ne Wucht. So kriegt der Herrmann auch den alten Heizkeller unterm Unicampus II zu sehen und lernt einen Ort in Trier kennen, wo er vorher sicher noch nie war.
Marcus Stölb: Durchs Jahr mit Hauck & Bauer
SIE: Muss man wirklich Karikaturen machen, die die religiösen Gefühle von anderen …
ER: Ja! Gott selbst hat es mir befohlen!
Der Cartoon der 44. Woche des kommenden Jahres zählt zu meinen Favoriten, doch auch 2016 hatte ich wieder jede Menge Spaß mit Hauck & Bauer, dem kongenialen Duo aus Unterfranken. FAS-Leser begegnen den Beiden immer wieder sonntags am „Rande der Gesellschaft“, wie ihr wöchentlich am rechten Rand des Ressorts „Gesellschaft“ erscheinender Comicstrip heißt.
Wer noch kein Abo hat und sich auch keines zulegen oder jeden Sonntag zum nächsten Kiosk laufen möchte, sollte sich den Hauck & Bauer-Kalender besorgen: 53 Postkarten, die man dann das Jahr über Freunden hintergründigen Humors schicken kann. Selbst auf Romantik verstehen sich Hauck & Bauer, wie ihr Comicstripp für die Woche vom 17. bis 23. April 2017 zeigt. Die Szene: Ein Paar sitzt am Tisch, gemeinsam füllen die Beiden ihre Organspende-Ausweise aus.
ER: Spendest du alle Organe?
SIE: Wenn schon, denn schon.
ER: Nee, mein Herz geb ich nicht.
SIE: Warum das denn?
ER: Ich will nicht, dass dich jemand anderes liebt.