„Ich sehe keine Konkurrenz zu TKKG“

1979 wurde das erste Hörspiel von „Die drei ???“ veröffentlicht, vor wenigen Wochen erschien die 174. Folge. Nicht nur die Sprecher sind noch dieselben von damals, auch viele Fans von früher sind der weltweit erfolgreichsten Hörspielproduktion treu geblieben. Sogar dem Medium. Als einzige Reihe bei „Europa“ werden „Die drei ???“ immer noch auf Kassette produziert. Im Interview mit 16 VOR berichten die Sprecher Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) von ihren Hörspielvorlieben, von Ähnlichkeiten zu ihren Rollen und von ihren Lieblinsgfolgen. Das Trio tritt am Freitag, 29. Mai, um 20 Uhr mit dem Programm „Phonophobia – Sinfonie der Angst“ live in der Arena auf. Begleitet werden sie dabei von Gastsprechern, Musikern und einem Geräuschemacher.

16 VOR: Wie begehrt sind Ihre Visitenkarten unter „Drei ???“-Fans“ und was steht darauf?

Andreas Fröhlich: „Die drei ???“ haben eine Visitenkarte, darauf steht: „Die drei Detektive. Drei Fragezeichen. Wir übernehmen jeden Fall. Erster Detektiv Justus Jonas. Zweiter Detektiv Peter Shaw. Recherchen und Archiv Bob Andrews.“

16 VOR: Haben Sie früher Hörspiele gehört oder hören Sie heute noch welche?

Oliver Rohrbeck: Ich greife sehr viel zu Hörspielen und Hörbüchern, besonders bei langen Autofahrten. Am liebsten höre ich Krimis und Thriller jeglicher Art.

Jens Wawrczeck: Ich höre keine Hörspiele. Auch keine Hörbücher. Ich bin zu nah am Prozedere. Ich habe ein eigenes Hörbuchlabel, Audoba. In der Edition veröffentliche ich Stoffe, die mich wirklich interessieren und die sonst keiner herausbringt. Da muss ich die Hörbücher als letzte Kontrolle anhören. Das ist für mich immer ein Inferno. Weil ich denke, ich könnte alles nochmal besser machen.

16 VOR: Können Sie sich erklären, warum im Zeitalter von MP3 die „Drei ???“ immer noch auf Kassette erscheinen?

Rohrbeck: Das hat viel mit Nostalgie zu tun. Ich habe mir sogar einen neuen Kassettenrekorder gekauft. Und meine allererste Musikkassette habe ich auch noch. Ich bekam sie, ehe ich meine erste Schallplatte hatte – Songs von Johnny Cash, die mir meine Schwester aufgenommen hatte. Ich hege und pflege diese Kassette heute noch. Und wenn ich sie abspiele, denke ich manchmal, sie klingt besser als jeder noch so moderne Tonträger.

Fröhlich: Es liegt auch an den Kassettenkindern. Es geht wohl darum, die Kassette einzulegen, die erste Seite zu hören, irgendwann macht es „Klick“ und man ist eingeschlafen.

16 VOR: In Folge 44 haben alle Hauptsprecher der Konkurrenz-Serie TKKG eine Nebenrolle. Wie ist das Verhältnis zu den Kollegen?

Rohrbeck: Nein, also ich sehe da keine Konkurrenz. Auch sie sind ja sehr erfolgreich und beliebt.

16 VOR: Sind sie drei mit ihren Rollen zufrieden? Oder hätte einer gerne die des anderen?

Rohrbeck: Nein, so ist alles bestens. Als wir damals ins Studio gebracht wurden, haben wir uns sofort an die Aufnahmen gemacht. Nach zwei Stunden haben wir dann festgestellt, dass Andreas lieber Bob und Jens lieber Peter sprechen soll, denn zuerst wurde es anders herum versucht. Wir haben dann noch einmal von vorne angefangen und seitdem ist alles super.

Wawrczeck: Ich bin sehr froh über Peter, weil ich finde, dass er eigentlich die menschlichste Figur ist. Weil er auch mal Angst hat oder mal ausrastet, aber trotzdem Mut beweist. Er ist nicht so festgelegt in seinen Reaktionen.

16 VOR: Inwieweit entspricht das Naturell der Figuren dem der Sprecher?

Rohrbeck: Da gibt es keine Ähnlichkeiten.

Wawrczeck: Ich gehe genau so schnell in die Luft wie Peter, nur dass er explodiert und ich implodiere.

Fröhlich: Eigentlich weiß ich gar nicht, wer Bob Andrews ist. Das ist auch ziemlich schwierig bei einem Charakter, der in über 30 Jahren um nur maximal fünf Jahre gealtert ist. Also, bis auf die Tatsache, dass wir beide eine Brille haben und gerne lesen, haben wir nichts gemeinsam.

16 VOR: Können Sie Einfluss auf Ihren Text nehmen, wenn Sie nicht glücklich damit sind?

Fröhlich: Auf die Haltung der Figuren auf jeden Fall. Das ergibt sich natürlich auch aus der Geschichte. Es gibt schon mal Situationen, in denen wir etwas umstellen, aber ganz großen Einfluss auf das Skript nehmen wir nicht – und müssen wir auch nicht.

Rohrbeck: In die Geschichten bringen wir keine Ideen ein, denn die sind vom Buchverlag ja bereits vorgegeben. In den Charakter bringe ich schon viel ein, ich präge ihn mit meiner Stimme und beseele die Worte.

16 VOR: Mit den Shows treten Sie verhältnismäßig selten in Ost- und Süddeutschland auf. Dass die „Drei ???“ im Osten eine andere Entwicklung genommen und damit weniger Fans haben als in der „alten“ Bundesrepublik ist noch nachvollziehbar. Aber wieso gibt es im Süden nicht so viele Fans?

Wawrczeck: „Die drei ???“ sind ein westdeutsches Produkt, sie sind wohl tatsächlich im Norden und Ruhrgebiet besonders beliebt. Möglicherweise haben die Norddeutschen den Kindern eher eine Kassette zum Hören gegeben, während die bayrischen Kinder mit den Eltern wandern gegangen sind. Aber das ist natürlich nur eine Hypothese.

16 VOR: Welches ist Ihre „Drei ???“-Lieblingsfolge?

Rohrbeck: Das wechselt bei mir immer ein bisschen. Von den Klassikern ganz am Anfang ist es wahrscheinlich der „Karpatenhund“ und von den späteren Folgen „Das leere Grab“. Ich finde aber auch immer die Dreier-Folgen wie die 125 oder die 150 sehr gut, weil bei ihnen so ein Fall natürlich besonders komplex dargestellt werden kann.

Wawrczeck: Ich habe eigentlich keine Lieblingsfolge. Ich mag Geschichten am liebsten, die weniger Action haben, dafür aber mehr Spannung im Sinne von mysteriösen Begebenheiten. Ich mag skurrile Charaktere, die in den „Drei ???“-Folgen auftauchen: die schrulligen Millionäre, die verschwundenen Filmstars oder die hysterische Witwe. Und ich mag es, wenn die Szenen durch Dialoge und die Farbigkeit der Figuren spannend werden.

Fröhlich: Das kann ich gar nicht sagen. Man kann sich ja meist nicht wirklich an die Folgen erinnern. Wenn man selber Protagonist ist und vor dem Mikro steht, hat man einen ganz anderen Zugang zu der Geschichte.

„Die drei ???“ – „Phonophobia – Sinfonie der Angst“, 29. Mai, 20 Uhr, Arena Trier.

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