16vorfreude – die Geschenktipps der Redaktion
Damit die Bescherung nicht trist wird, hat die Redaktion von 16 VOR wieder hübsche Tipps für Weihnachtsgeschenke zusammmengestellt. So empfiehlt beispielsweise unser Cartoonist Jimi Berlin die Stärkung der lokalen Musikszene, unsere Grafikerin und Illustratorin Teresa Habild lässt es knacken, Trendexperte Michael Juchmes weiß, mit welchem Parfum man nichts verkehrt machen kann, und Geschenktipp-Redakteur Uli Wirth rät, nicht den Gürtel enger zu schnallen, sondern ihn ganz wegzulassen.
Jimi Berlin: Einheimisches Liedgut
Als Mensch, der keine Weihnachten feiert, werde ich trotzdem jedes Jahr vom unbarmherzigen Chefredakteur genötigt, Geschenketipps abzuliefern: „Sonst musst du einen Bericht über den Trierer Weihnachtsmarkt schreiben und mindestens einen Glühwein trinken.“ Brrr. Deshalb kurz und knapp vier mehr oder weniger einheimische Produktempfehlungen, zu denen sich prima Lebkuchen knabbern lässt: „Polygraph“, die aktuelle CD von vandermeer (elegischer Indierock mit kleinen, aber feinen Hits), „Diene der Party“ von Pascow (ein absolutes Muss nicht nur für Punkrockfans; natürlich auf Vinyl, wie es sich gehört) und dann noch die Love A/Koeter Split-Single mit dem fantastischen Antilopen-Gang-Remix von „Die die die“.
Anziehsachen wie T-Shirts, Hoodies und Caps mit coolen Motiven, alles handmade, Bio, Fairtrade und Pipapo kann man auch noch auf den letzten Drücker bei „hongandfriends“ in der Saarstraße kaufen. Ansonsten empfehle ich für die Feiertage rumliegen und -lungern, Moselriesling und Kochen ohne Tiere.
Teresa Habild: Casus Knacksus
Weihnachtszeit ist Nüsseknackzeit. Wenn nicht die Unzulänglichkeit der landläufigen Nüsseknacktechniken und -werkzeuge diese mitunter verleidete. Denn entweder die sauber getrennten Walnusshälften sitzen in ihrem Gehäuse fest wie einzementiertes Mäusehirn, oder die komplette Frucht zermatscht zu einem unansehnlichen Brei aus Nussmus und Schalen-Absprengseln. Hinzu kommen splitterbombenartig umherfliegende Bruchstücke, abgebrochene Messerspitzen, ausgebissene Zähne, verrenkte Finger und die Erkenntnis, dass selbst handkantenschlaggeübte Schwarzgurt-Träger vor einer harten Nuss kapitulieren. Abhilfe schafft jedoch der Zylindertrommelknacker: Die rutschfesten Zangengriffe liegen angenehm schwer in der Hand. Kleine Zähnchen im inneren der konischen Trommel greifen jedes Exemplar – egal ob Haselnuss oder Riesenmandel – fest. Durch leichten wohldosierten Zangendruck wird die Schale, begleitet von einem volltönigen Knackakkord, in eine überschaubare Stückzahl gesprengt. Welche zusammen mit dem meist unbeschadeten Kern sauber im Gehäuse verbleibt. Geniale Konstruktion. Zum Süchtigknacken. Verschiedene Fabrikate.
Testknacker Marke „Cilio“. 15 bis 20 Euro.
Christian Jöricke: Einen netten Abend
Verschenken Sie Konzert- oder Theaterkarten! Natürlich immer zwei, denn nur ein Ticket sieht geizig aus, und was soll der Beschenkte alleine irgendwo sitzen oder stehen?! Vielleicht nimmt er Sie ja auch mit. Interessant könnte die Bühnenfassung von Andreas Altmanns Autobiographie „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ sein, die am 13., 16. und 17. Januar im Grand Théâtre in Luxemburg gezeigt wird. Im Trierer Theater empfehle ich die Oper „Eugen Onegin“ (Premiere am 17. Januar), ohne sie gesehen zu haben, denn Sven Grützmacher inszeniert das Stück und der kann das einfach. Ebenfalls etwas für die Augen und die Ohren bietet die Luxemburger Philharmonie: Am 31. Januar und am 1. Februar spielt dort das Orchester zu dem Science-Fiction-Kracher „Matrix“. Wenn Sie jemanden beschenken wollen, der sich gerne auf Neues einlässt: So ungewöhnliche und faszinierende Musik wie beim „Opening“-Festival für aktuelle Klangkunst in der Tufa (ab 6. Februar) gibt es selten zu hören. Meine Highlights im Frühjahr: Der lustige Liedermacher Funny van Dannen stellt am 14. März ebenfalls in der Tufa seine „Geile Welt“ vor. Und am 17. April rocken „Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen“ das Exhaus. Hier ist nicht nur der Name spitze.
Michael Juchmes: Rheinisches Dufterlebnis
Die einen lieben es (ich), die anderen hassen es (ich nicht). Die Rede ist von 4711 – Echt Kölnisch Wasser. Der Unisex-Duft, der in diesem Jahr seinen 222. Geburtstag feiert, ist ein echter Klassiker. Erfrischend unaufgeregt, um es mit wenigen Worten zu sagen. Wer beim Gedanken an die türkis-goldene Flasche automatisch an Omis Alibert denkt und innerlich die Augen verdreht, sollte einen Blick auf die neue Serie des Kölner Traditionshauses 4711 werfen: „Acqua Colonia“, ein Eau de Cologne mit fruchtig-würzigen Aromen, die perfekt mit der frischen Grundnote harmonieren. Pflaume und Honig, Haselnuss und Tonkabohne oder Blutorange und Basilikum: Das klingt nicht nur gut, sondern duftet auch so. Der Flakon kann sich ebenfalls sehen lassen. Die absolut bezahlbare 170-ml-Flasche im Kristall-Look macht in jedem Bad eine gute Figur. Ich bin mir sicher: Über dieses Geschenk wird sich garantiert nicht nur Oma freuen.
Tom Lenz: Mit Serge Tonnar auf Tour gehen
Wer jemanden eine Freude machen will, der auch nur halbwegs Lëtzebuergesch versteht, sollte zur DVD „De Bopebistro Tour“ des Multitalents Serge Tonnar greifen. Der Film dokumentiert eine Tour des Musikers mit seiner Band “Legotrip” durch das Ländchen – von Dorfcafé zu Dorfcafé, immer auf der Suche nach dem nächsten “Bopebistro” (Omacafé bzw. Opas Eckkneipe), in dem Tonnar und Co. dann ein kleines Konzert geben und vor allem mit den “Bomen a Bopen” (Omas und Opas) über das Leben, den Tod, die Musik und den Schnaps philosophieren. Eine ethnologische Luxemburgreise, die viel über das Land, die Dörfer und seine Bewohner erzählt. Weniger Wagemutige greifen zur CD bzw. DVD “Legolive”, mit dem Besten aus neun Jahren “Serge Tonnar & Legotrip”. Da gibt’s dann auch alle Texte bequem zum Nachlesen mit dazu.
Bettina Leuchtenberg: Das ultimative Aussteigerbuch
Es ist so erbauend, in Räumen zu leben und zu arbeiten, in denen fast vier Meter hohe Decken sind. Wo man beim Blick nach oben hübschen Stuck und beim Blick nach unten akkurates Fischgrät-Parkett sieht. Und wo man weiß, dass man innerhalb von Minuten auch abends noch flott etwas im Supermarkt bekommt, den man natürlich zu Fuß erreichen kann. Wo fast alles per Fahrrad erledigt werden kann und auch abends kein Weg zu weit ist, um ein Kulturangebot nicht wahrnehmen zu können. In einer Stadt zu leben hat enorme Vorteile, die ich niemals missen möchte. Und doch gibt es da eine Sehnsucht nach dem Weniger, dass zumindest den Anschein weckt, mehr zu sein. Wie muss sich das Leben in der Hütte, die sich Le Corbusier in Südfrankreich gebaut hat, angefühlt haben? Die Wände sind gleichzeitig Multifunktionsmöbel und nichts lenkt ab vom Dasein. Inmitten der Natur, keine verstellten Blicke, reine Luft und Ruhe. Genau solche Hütten gibt es gerade in der aktuellen Architektur mehr denn je und über die ganze Welt verteilt. Bei mir klappt das Aussteigen in diese Welt mit dem grandiosen Bildband „Cabins“, in dem Philip Jodidio auf 462 Seiten aktuelle Rückzugsorte zusammengestellt hat, welche zeitgenössische Architekten in die Natur gebaut haben. Von der „poetischen Zufluchtsstätte“ über Häuser, die über dem Wasser zu schweben scheinen bis hin zum überall aufstellbaren Eco-Hotel aus Holz, Stahl und Glas. Dieses Buch empfehle ich allen, die zumindest im Kopf für ein paar Stunden aussteigen wollen, um vom Leben in der Natur zu träumen.
Jodidio, Philip. Cabins. Taschen, Köln. 2014. 49,99 Euro.
Frank P. Meyer: Wertanlage
Also ich schenke dem Backes Herrmann eine gedruckte Gesamtausgabe, nämlich alle acht 16 VOR – Das Stadtmagazin-Exemplare 2014. Der Vorteil ist: Kostet nix in der Anschaffung, aber die Wertsteigerung ist garantiert. Ja, wirklich! Ich kenne Leute, denen angeblich nur wenige KATZ-Ausgaben fehlen, und die bereit sind, für diese Lücken in der Sammlung einiges hinzublättern. Frühe Exemplare der KATZ oder der usw. (Trierer Stadt- und Kulturmagazin der frühen 90er) werden derzeit mit zwei, ach, was sag ich, bis zu drei Stubbikästen gehandelt.
Ihr wollt jemanden reich beschenken, indem Ihr ihn zum Besitzer einer soliden Trierer Stadtmagazin-Sammlung macht? Dann heißt es jetzt damit anfangen! Auf Anfrage bastelt Christian Jöricke bestimmt gerne (Anm. d. Chefredakteurs: Ganz bestimmt nicht!) den passenden 16 VOR-Freude-2014-Geschenk-Schuber dazu (mit Originalmotiven von Teresa Habild und Mops-und-Mädchen-Cartoons von Berlins Jimi drauf). Glaubt mir, die Sammlung macht sich im Bücherregal hervorragend neben jeder Brockhaus-Goldschnitt-Ausgabe!
Gianna Niewel: Hilfsmittel bei Vergesslichkeit
Ich bin in die Nähe einer Freundin gezogen und seither vergisst sie Dinge bei mir. Während ich mit dem Inhalt ihres Portemonnaies durchaus etwas anzufangen wüsste, lassen mich andere Überbleibsel hilflos zurück, weswegen ich sie daran erinnere. Weil die Gute nicht nur vergesslich, sondern auch lauffaul ist, entbehrt das Abholen einer gewissen Gereiztheit nie. Ich überlege deshalb, ihr einen ferngesteuerten Helikopter zu schenken. Den kann sie vom Sofa aus die wenigen Meter zu mir lotsen, um kleine Sachen auszufliegen. So weit, so theoretisch. Praktisch kompliziert wird es, wenn dieses absurde Insekt Wochenendeinkäufe abtransportieren soll. Oder ihre Weste. Oder ihren Uni-Reader. Hilft nur eins: Zum Hubschrauber gibt es einen Gutschein für Probestunden im Lauftreff.
Ansonsten empfehle ich Klassiker: Bücher („Vielen Dank für das Leben“ – niemand wettert klüger als Sibylle Berg), Theaterkarten („Orpheus und Eurydike“ – kaum jemand herrscht unnachgiebiger als Barbara Ullmann) und Selbstgebasteltes („Weihnachtskarten“ – nichts pappt fester als Uhu auf Laminat).
Uli Wirth: Bequemes Hosentragen
Bei wöchentlich arbeitsbedingten 1100 Kilometer im Auto habe ich den Hosenträger für mich entdeckt. Eigentlich wiederentdeckt, denn ursprünglich waren Hosenträger mehr Zaumzeug, ein lästiges Geschirr aus Kindertagen, an dem die Krachlederne hing; später dann ein Accessoire von Skinheads und damit für mich untragbar. Für Herren im fortgeschrittenen Alter sind Hosenträger dabei durchaus praktisch zu nennen: Sie sind bequem und flexibel, selbst bei regelmäßigem Ausbruch der Konfektionsgröße. Ganz im Gegenteil zum Gürtel: Im Auto kommt er mir vielmehr wie ein zweiter Sicherheitsgurt vor, weil er nicht nur die Hose dort fixiert, wo sie sein soll, sondern – als Leibriemen – sämtliche inneren Organe zusammenhält, ja beinahe akupressiert, so dass ich schon manches Mal mit offenem Gürtel fahren musste, was insbesondere beim Aussteigen zu verständnislosen Blicken führt. Und Hosenträger zum Knöpfen sind auch kleidsam. Ich kaufe meine bei Juke Jive Team Swingstyles Retrofashion (ab ca. 30 Euro) und spare auf handgemachte Manufakturträger von Laurich Handwerk (ca. 280 Euro). Hosenträger – für den Herren mit dem etwas anderen Geschmack.
Marco Piecuch: Herzenswärme
Da es sich bei Weihnachten um ein Fest der Nächstenliebe handelt, empfehle ich, Freude und Lächeln zu verschenken und möchte auf die Arbeit des Kulturlabors Trier hinweisen. Die sammeln gerade Spenden, um ihr Projekt in der AfA Trier auch im kommenden Jahr erfolgreich durchführen zu können.
Alle Infos dazu: www.betterplace.org/p23804.
Danke und ein gesegnetes Fest!