„Wir müssen etwas tun!“
An mehreren deutschen Hochschulen bieten Jura-Studenten Flüchtlingen kostenlos Rechtsbeistand an – seit Dezember gibt es den Verein Refugee Law Clinic auch in Trier. Etwa 40 Mitglieder planen derzeit eine Vorlesung zu Asyl- und Ausländerrecht im Sommersemester. Mit diesem Wissen wollen sie ganz praktisch helfen: Die jungen Männer und Frauen stehen Flüchtlingen und Asylbewerbern bei, die auf eine Aufenthaltsgenehmigung hoffen und eine Abschiebung fürchten.
Freizeit? Lachen am anderen Ende der Leitung. Freizeit habe sie derzeit kaum, sagt Jana Schollmeier (vorne links im Bild). Gemeinsam mit Kommilitonen hat sie ein Logo entworfen und an der Homepage getüftelt. Sie alle treffen sich mit möglichen Unterstützern, Gespräche dauern bis in den Abend hinein. „Das ist uns das Projekt wert“, sagt die 24 Jahre alte Jura-Studentin. Das Projekt, die Refugee Law Clinic Trier (RLC), besteht aus einer Gruppe Studenten, die Flüchtlingen und Asylbewerbern kostenlos zu ihrem Recht verhilft.
„Wir wollen ihnen den Start in Trier erleichtern. Sie sollen sich willkommen fühlen“, sagt Maurice Düpre (vorne rechts). Auch er studiert Jura und ist im Vorstand des Vereins. „Wer nur ein wenig Zeitung liest, der weiß: Wir müssen etwas tun!“ Sie hätten sich erst in den Pausen zwischen den Vorlesungen getroffen, irgendwann war die halbe Stunde vorbei und noch viele Fragen offen. Also trafen sie sich auch abends. Seit Dezember ist die Gruppe ein eingetragener Verein, mittlerweile hat der mehr als 40 Mitglieder. In diesen Tagen erarbeiten die Studenten und wissenschaftlichen Hilfskräfte eine Ringvorlesung für das nächste Semester. Am kommenden Dienstag findet die Einführungsveranstaltung hierzu statt.
Die Vorlesung hat bereits klare Konturen, die vier Termine sind gesetzt, die Referenten haben zugesagt. Ihre Themen? „Wie gehen Asylverfahren grundsätzlich vonstatten? Welche Abschlüsse werden anerkannt? Wann können die Flüchtlinge welchen Aufenthaltstitel erhalten? Und allen voran: Wann können sie bleiben?“, sagt Düpre. Das ist die Theorie.
In der Praxis wollen die Studenten den Asylbewerbern etwa bei Gängen zum Amt helfen, wenn es Anträge auszufüllen gilt. „Vor allem beraten wir sie vor Anhörungen“, erklärt Düpre. Die scheiterten häufig, weil die Flucht zu lange her ist, um sich an Details zu erinnern, weil die Verhörten nicht wüssten, was von ihnen erwartet wird oder weil sie Erfahrungen verdrängten. Doch nicht nur die Asylbewerber profitierten von der Arbeit: „Für uns hat es den Vorteil, dass wir unser Wissen anwenden und erproben können.“ Wenn die Studenten an ihre Grenzen stoßen, übernimmt ein Volljurist die Arbeit. Auch die Ökumenische Flüchtlingsberatungsstelle unterstützt den Verein.
In der Erstaufnahmeeinrichtung in der Dasbachstraße lebten Anfang April etwa 700 Asylbewerber, in der Außenstelle in der Luxemburger Straße sind weitere 700 Männer, Frauen und Kinder untergebracht. Sie stammen aus Albanien, dem Kosovo, Syrien und Somalia. So verschieden ihre Herkunft ist, ihre Hoffnung eint sie: Sie wollen Schutz, sie möchten bleiben. Doch der Weg zu einer Aufenthaltsgenehmigung ist lang, ein Dickicht aus Paragraphen, Gesetzen und behördlichen Anordnungen.
„Es gibt in Trier bislang kein solches Angebot“, sagt Martin Weiler (hinten links). Er ist Doktorand an der Uni und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Und er ist Mitglied im RLC. Doch es sind nicht nur Juristen, von denen der Verein sich Unterstützung erhofft. Willkommen sind auch Studenten, die Albanisch oder Serbisch sprechen, die Arabisch können oder Französisch. Im Grunde, sagt Weiler, freuten sie sich wirklich über jede Hilfe.
Die Eröffnungsveranstaltung findet am Dienstag, 28. April, von 16 bis 18 Uhr im Hörsaal 7 der Universität Trier statt. Professor Dr. Jan Bergmann, Richter am VG Stuttgart, hält den Einführungsvortrag mit dem Titel „Einblicke in die europäische Asylpolitik“.
Es ist gut zu wissen, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, denen die Mitmenschen wichtig sind, unabhängig von Herkunft, Aussehen und Religionszugehörigkeit.